Biathlon/Wrestling als Vorreiter für Ski alpin & Co.
Sportkonsumenten wollen immer mehr unterhalten werden. In den USA ist ein Eishockeyspiel deshalb halb Show und halb Sport. Kein Wunder etwa haben die erfolgreichen Skicracks in Übersee einen schweren Stand. Aber auch in unseren Breitengraden sollte man bei Sportveranstaltungen mehr auf die Karte Action und Show setzen oder die Events zweiteilig und damit attraktiver machen. Biathlon, Wrestling oder Rugby könnten da als Vorbilder beigezogen werden.
Es gibt meistens nichts Langweiligeres als einen Fussballmatch, der am Ende 0:0 unentschieden ausgeht. Während fast zwei Stunden können die Fans nicht einmal richtig jubeln. Ähnlich langweilig ist eine Abfahrt im Ski alpin, die ebenso gut auf einer Autobahn hätte ausgetragen werden können. Was könnte man also machen, damit selbst solche Veranstaltungen zum Knüller werden? Ganz einfach: Mehr Action einbauen oder die Disziplin zweiteilig machen.
Biathlon als Vorbild
Der Biathlon-Sport wird immer mehr zum Renner. Dies, weil diese Sportart aus zwei Komponenten besteht, aus Langlaufen und aus Schiessen. Gerade in Deutschland ist es keine Seltenheit, dass bei einem solchen Event über 10‘000 Leute in einer Schiesssportarena mit den Athletinnen und Athleten mitfiebern. Das ist Action pur in einer Arena, wo die Zuschauer hautnah dabei sein können. Danach geht’s ein paar wenige Kilometer auf den Skiern durch die Natur und nach wenigen Minuten zurück in den hot spot Schiessarena. Das könnte man beim Skifahren doch auch machen. Gerade in Zeiten, wo es immer weniger Schnee hat in den Alpen und die tiefer gelegenen Skigebiete meist nur noch dank Schneekanonen eine weisse Pracht bieten können. Nehmen wir die Abfahrt als Beispiel: Zuerst könnte man eine kurze Sprintabfahrt machen. Statt drei Stunden ginge der Wettbewerb nur noch über eineinhalb Stunden. Dann könnten die 30 Schnellsten in der Zielarena einen Postenlauf auf Zeit machen. Beide Zeiten würden adiert und dann würde Sprintabfahrt 2 folgen.
Haka-Tanz vor Skirennen
Oder die jeweils 30 schnellsten Männer und Frauen würden zum Aufwärmen vor dem Wettbewerb zusammen einen Haka-Tanz aufführen, also eine Art rituellen Aufwärme-Kriegstanz wie es jeweils die All Blacks, die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft vor ihren Einsätzen zum besten gibt. Wem dies zu brachial ist, dem könnte mit einer Modeschau der Skistars gedient sein, die dann nach dem Rennen statt einer heutigen Siegerehrung über die Bühne geht. Wetten, dass auch da die Schweizer Skistars Lara Gut und Beat Feuz Maximalnoten abholen würden. Und selbst Urs Lehmann, der 46-jährige Präsident von Swiss-Ski, könnte so ein Comeback auf der Bühne geben. Dass Showelemente sehr wichtig sind bei einem Sport-Event zeigt sich jeweils bei Box-Galas. Böse Zungen behaupten, dass dort die Nummerngirls oft das attraktivste sind am ganzen Abend. Boxen ohne Show, das wäre zum Gähnen. Wie eine gute Show funktionieren kann, also Sport und Show, zeigen die gut bezahlten und ebenso gut trainierten Wrestler mehrmals wöchentlich in prallgefüllten amerikanischen Stadien! So gesehen könnte man selbst aus dem denksportlich langweiligen Schach eine Show machen, indem man mit als Figuren verkleideten regionalen oder nationalen Aushängeschildern spielen müsste.
Start mit Penaltyschiessen
Wie unterhaltsam ein Eishockeyevent sein kann, zeigen die Amerikaner jeweils mit ihren All Star Games. Das ist Action pur mit mehreren Eishockey-Disziplinen und selbst die Maskottchen tragen da einen Wettbewerb untereinander aus. Damit die Leute rechtzeitig ins Stadion kommen und gleich von Beginn weg Action angesagt ist, sollte man jedes Eishockeyspiel mit einem Penaltyschiessen beginnen. So wüsste man, wer nach einem unentschiedenen Spiel und einer Verlängerung ohne Entscheidung Sieger würde. Das Ganze würde auch im Fussball, im Handball, im Unihockey und wo auch immer funktionieren und man hätte Action pur. Und dort wo ein Penaltyschiessen etwa nicht möglich ist, beispielsweise beim Volleyball könnte man als Auftakt einen Service-Wettbewerb machen, also herausfinden, wer beim Aufschlagen brilliert. Aber auch dort wäre eine Modeschau sicherlich reizvoll!
Mehr Sponsoren
Eine Verbindung Sport mit Show hätte aber noch ganz andere Vorteile als nur eine Steigerung der Action. Die so gewonnene Attraktivität eines Sportevents würde auch neue Sponsoren anderer Branchen anziehen. So gesehen wären dann bei einem Skirennen mit Modeschau plötzlich Jeans- oder Lippenstiftmarken an Bord. Das würde selbst bei den immer langweiliger werdenden Formal 1-Rennen klappen: Ab sofort gibt es dort nur noch einen Le-Mans-Start. Die Fahrer müssen also die ersten Meter bis zum Auto zu Fuss meistern und am Schluss müssen die Autos an ihrem Platz in der Boxengasse abgestellt werden und die letzten paar hundert Meter bis ins Ziel müssen zu Fuss zurück gelegt werden. Nicht nur die Zuschauer kämen also noch mehr auf die Kosten, sondern auch die Kasse der Organisatoren wäre mehr gefüllt.
Raphael Galliker