Wärmepumpen – 70 Prozent mehr Marktanteil

    Zusammen nachhaltig Energie erzeugen – dies war kürzlich das Stichwort der Vereinsversammlung der Fachvereinigung Wärmepumpe Schweiz (FWS) in der Umweltarena Spreitenbach. Dort wurde das alte Geschäftsjahr Revue passiert, neue Standpunkte gesetzt und die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen den Mitglieder der Fachvereinigung, den DACH-Ländern und dem Bund und Kantonen betont.

    (Bilder: LR) Engagieren sich gemeinsam für eine gesunde Energiezukunft: FWS-Präsident Matthias Samuel Jauslin, Marc Vogel, Swissgrid und FWS-Geschäftsführer Stephan Peterhans (v.l.).

    Kurz vor 10 Uhr strömten die Mitglieder der Fachvereinigung Wärmepumpe Schweiz in den Saal der Umweltarena Spreitenbach. Auch für die Besuchenden der Umweltarena, die nicht an der Vereinsversammlung teilnahmen, war an diesem Tag klar, dass in diesem Saal seriöse und professionelle Perspektiven mit Konsequenzen für den Industrie-Standort Schweiz geschaffen werden.

    Von den Neuwahlen des FWS-Vorstandes über Fach-Diskussionen bis zu Exkursionen durch die Umweltarena sowie bei MAN Energy Solutions Schweiz AG, im Mittelpunkt stand dabei immer folgende Frage: Wie kann das bedeutendste Kompetenzzentrum für Wärmepumpen-Technik seinen Beitrag zu einer umweltschonenden und emissionssparenden Schweiz leisten?

    Geschäftsführer Stephan Peterhans betonte, dass die FWS vor allem am ganzen System orientiert sei. Es sei wichtig für die Zukunft der Schweiz, dass alle Arten von erneuerbaren Energien steigen und nicht nur Wärmepumpen. Denn nur gemeinsam meistere man die Energiemangellage.

    Stephan Peterhans: «Wir meistern die Energiemangellage nur mit allen erneuerbaren Energien inklusive Wärmepumpen.»

    Zukunftsträchtige Preisgestaltung
    Die Fachvereinigung Wärmepumpe Schweiz hat ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich. Der Umsatz konnte stark gesteigert und der Marktanteil der Wärmepumpe auf 70 Prozent ausgebaut werden. Dennoch wurde auch kritisch auf das vergangene Jahr zurückgeblickt. Präsident Matthias Samuel Jauslin kritisierte in seiner Rede dabei auch die gestiegenen Strompreise in Folge des Ukraine-Russland-Konflikts: «Vor allem bei der Preisgestaltung hat der Ukraine-Russland-Konflikt grosse Auswirkungen. Man sollte sich hierbei die Frage stellen, ob die Preisgestaltung, wie wir sie haben, noch zukunftsträchtig ist. Ich selbst stelle die Leipziger Strombörse in Frage. Ich finde ganz Europa sollte sich Gedanken machen, ob man solche Preisausschläge noch mittragen könne, wenn die eigene Preisgestaltung nur einmal im Jahr angepasst werden kann.»

    Ein weiterer Schwerpunkt des Schweizer Technologieverbands ist die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte. Dabei beschäftigt auch der Fachkräftemangel. Der Aargauer Nationalrat Matthias Samuel Jauslin dazu: «Wir analysieren dauernd das Angebot und bieten ergänzende Module an.» Vor allem die Politik habe dabei ein grosses Vertrauen in die Wärmepumpenbranche. Sie erwarte von FachspezialistInnen und Planer­Innen ausreichende Kenntnisse und Unterstützung in Themen wie der Lärmfrage, Effizienz oder auch Langlebigkeit.

    Doch die Wärmepumpe als zukunftsträchtigste Heizungstechnologie ist nicht nur in der Schweiz auf der Prioritätenliste ganz oben, sondern auch international. Es ist daher von zentraler Bedeutung, sich mit anderen Ländern intensiv auszutauschen. Vor allem unter den DACH-Ländern (Deutschland, Österreich und Schweiz) herrsche bereits ein reger Austausch. Denn auch der nächste Programmpunkt zum Thema Stromverteilung zeigte, dass es wichtiger sei, Synergien zu nutzen und gemeinsam ein Netz zu bauen.

    Geschäftsführer Stephan Peterhans verdankt Tagespräsident und FWS-Gründungsmitglied Fabrice Rognon. (von links)

    Gemeinsam ein Netz entwickeln
    «Eine verlässliche Stromproduktion ist gut, aber dies lohnt sich nicht, wenn man den Strom einer Solaranlage im Wallis nicht ins Tal transportieren und in der ganzen Schweiz verteilen kann.» Mit dieser Veranschaulichung wurde das Publikum von Geschäftsführer Stephan Peterhans in die Thematik des Höchstspannungsnetzes der Swissgrid eingeführt. Gastreferent Marc Vogel von Swissgrid veranschaulichte während seines Referates Aufgaben und Problemstellungen des Stromnetzes. Laut ihm sei es bei einem Stromnetz zentral, dass die Frequenz und Spannung eingehalten werde. So müsse man in jeder Sekunde so viel Strom einspeisen, wie dem Netz entnommen wird. Prominentestes Beispiel dazu ist die Backofenuhr; wenn diese falsch läuft, dann stimmt die Stromnetzfrequenz nicht.

    Auch der Ingenieur unterstrich die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen den Ländern Europas. Allein die Schweiz besitzt 41 Grenzleitungen: «Es dürfen nicht zwei alleinstehende Netze zwischen Nachbarländern gebaut werden, sondern es muss ein gemeinsames entwickelt werden.»

    Neu im Vorstand: Nicole Calame von CSD-Ingenieure aus der Romandie.

    Ja zum Klimaschutz-Gesetz
    Ein weiteres Thema war die Zukunft der Energiewende in der Schweiz. Für Präsident Matthias Samuel Jauslin ist dabei vor allem die Annahme des Klimaschutzgesetzes am 18. Juni 2023 wichtig. Er forderte die Vereinsmitglieder dabei auf, dieses politische Vorhaben zu unterstützen, betonte dabei aber: «Wir sind angewiesen auf die gesamte Bevölkerung, dabei geht es nicht darum Geschäfte zu machen, sondern dass wir für die gesamte Schweizer Bevölkerung die Leitblanken legen und sagen, welche Zukunftsstrategien wir möchten.»

    Für die Einhaltung des Klimaabkommens Netto-Null sieht Walter Schmid, Schweizer Unternehmer und Entwickler des Kompogases, die Verantwortung vor allem bei der Schweizer Bevölkerung: «Menschen wollen keinen Komfort einbüssen. Dies ist auch gar nicht notwendig, denn es ist möglich unsere Ressourcen künftig nachhaltig zu nutzen. Verbote in der Politik sind nicht sehr hilfreich, stattdessen sollte man Anreize für die Bürger schaffen und mit Subventionen für erneuerbare Energiequellen an ihre Selbstverantwortung appellieren.»

    Auf die Frage von Nationalrat Jauslin, ob die Klimaziele noch erreichbar seien, antwortete Gastreferent Marc Vogel: «Wir können nicht so weiter machen wie in der Vergangenheit. Jeder Einzelne muss etwas tun. Eine Photovoltaik-Anlage rechnet sich heute schon und ist in 8 Jahren abbezahlt. Wenn jeder Bürger seinen Beitrag leistet, müssen keine Verbote geschaffen werden und die Energiewende gelingt.»

    Lilly Rüdel


    Das macht die FWS

    Die Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz FWS wurde auf Initiative des Bundesamtes für Energie 1993 gegründet. Sie umfasst alle wichtigen Organisationen und Gruppierungen, die in der Schweiz im Wärmepumpen-Sektor aktiv sind. Gemeinsam verfolgen die FWS-Mitglieder das Ziel, mit koordinierten Aktivitäten und mit qualitativ hochwertigen Produkten und Dienstleistungen das grosse Potenzial der Wärmepumpe in der Schweiz auszuschöpfen.
    Die FWS hat zum Zweck, die Anwendung der Wärmepumpe in der Schweiz zielgerichtet und unter Einhaltung einer hohen System- und Produktequalität zu fördern. Schwerpunkte der FWS-Arbeit sind die Information von Bauherren, Installateuren, Architekten, Planern, Energieberatern und der Medien sowie die Aus- und Weiterbildung von Fachleuten. Gezielt verbessert die FWS die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Wärmepumpen.

    www.fws.ch

    Vorheriger ArtikelDie Neutralität hilft der Schweiz und der Welt
    Nächster ArtikelJetzt ist Schweizer Erdbeerenzeit