Das Wollparadies in Huttwil

    Im Herzen der Schweiz liegt die Spycher Handwerk AG, in der sich alles um das Naturprodukt Wolle dreht. Der Betrieb, der von der Familie Grädel in zweiter Generation geführt wird, ist mit seinem riesigen und vielfältigen Angebot schweizweit einzigartig.

    (Bilder: zVg) Das grossräumige Gelände der Spycher Handwerk AG aus der Vogelperspektive

    Schmuck sieht der Bauernhauskomplex der Spycher Handwerk AG in Huttwil aus. Überall hängen üppig mit Geranien bestückte Balkonkästen. Die Apfelbäume im Garten sind schwer behangen mit saftig roten und gelben Früchten. Der Hof der Familie Grädel liegt direkt am Tor zum Emmental und schmiegt sich harmonisch in die Landschaft von Hügel, Feldern und Wäldern ein. Es ist, wie wenn man im Paradies gelandet wäre. Das findet auch die Hochzeitsgesellschaft, die für ihren Apero einen speziellen Ort gesucht und bei der Spycher Handwerk AG gefunden hat. Der Betrieb mit mittlerweile 22 Angestellten bietet Besucherinnen und Besucher nämlich eine riesige Palette von Attraktionen, die sich alle um das Naturprodukt Wolle drehen. Im Zentrum des Interesses stehen zum einen die grossen Wollverarbeitungsanlagen, zum anderen der ProSpecieRara-Arche-Hof, auf dem gefährdete Tierrassen wie Jakobschafe, Mohairziegen, Wollsäue, Kamele, Lamas und Alpakas leben; und natürlich der Laden als Herzstück des ganzen Betriebs. Dort gibt es auf über 1000 Quadratmeter wirklich alles, was man sich rund um das Thema Wolle vorstellen kann. Auch Webstühle und Spinnräder, die heute nur noch selten zu finden sind.

    Die Kameltrekkings erfreuen sich grosser Beliebtheit

    Hoch zu Kamel die schöne Landschaft entdecken
    Braut und Bräutigam haben sich für ein Kameltrekking entschieden, um die Umgebung zu erkunden. Auch das steht auf dem reichhaltigen Programm der Spycher Handwerk AG. Kritisch schaut die Frischvermählte auf ihr schmales weisses Kleid und entscheidet dann, den Gatten alleine eine Runde auf dem zweihöckrigen Wüstenschiff machen zu lassen. Vor dem Bistro, in dem es kleine regionale Snacks gibt, stolziert ein Pfau vorbei. Das laute Gackern von Schweizer Hühnern ist zu hören und das vergnügte Lachen der Kinder, die mit ihren Eltern gekommen sind, um die vielen Tiere hautnahe mitzuerleben. Allein bei den Schafen gibt es acht verschiedene Rassen zu sehen. Einige von ihnen sind sehr rar und vom Aussterben bedroht.

    Ideal für besondere Anlässe
    So lebendig wie beim Besuch der Journalistin, geht es bei Spycher Handwerk immer zu. «Wir haben fast täglich Führungen durch den Betrieb, Leute, die auf ein Kameltrekking gehen und Gesellschaften, die unser speziellen Ambiente für ihren Apero wählen», sagt Amos Grädel, der zusammen mit seinen Geschwistern Josua, Alexander und Priscilla den Betrieb in der zweiten Generation leitet. Gründer war vor 38 Jahren Vater Hansueli Grädel, der seinen Bauernhof schon früh in eine Schaffarm mit Wollverarbeitung umwandelte. Und sich vor allem auf Bettwaren aus Schweizer Schurwolle spezialisierte. Die massgefertigten Duvets und Kissen aus Schafwolle werden inklusive Matratzen, Lattenroste und Massivholzbettgestelle angeboten und gehören heute zu den Rennern im Verkaufssortiment. Um sich preislich eine Vorstellung machen zu können: Ein Duvet von 1.60 auf 2.10 Meter gibt es ab 198 Franken.

    Eine der riesigen Wollverarbeitungsmaschinen der Spycher Handwerk AG

    Wolle von Kopf bis Fuss
    Die rund 1.5 Stunden dauernden Betriebsführungen durch das weitläufige Areal der Spycher Handwerk AG werden für Vereine und Gruppen ab 12 Personen veranstaltet. Auf Wunsch auch mit Mittagessen oder Zvieri. Der Blick auf die riesigen Kardiermaschinen, mit denen die Wolle gekämmt wird, ist beeindruckend. «Zu uns kann man die Schurwolle seines Schafes bringen und kriegt sie auf Wunsch als Garn zurück», erklärt Grädel. In der Kleiderabteilung könnte man sich verirren. Von der Unterwäsche über Finken, Röcke, Socken, Pullover, Mützen, Hüte und Jacken gibt es hier alles, was das Herz begehrt. Natürlich samt und sonders aus Wolle gefertigt und zwar von den weltweit besten Produzenten. «Die extrem feine Merino-Wolle mit 12 Mikron gibt es in der Schweiz nicht. Die importieren wir aus Neuseeland», erklärt Grädel. Kardwolle zum Stricken, Weben und Filzen ist in den gesamten Farben des Regenbogens erhältlich. Dazu stehen Lanolinprodukte zur Hautpflege sowie Seifen aus Schaf-, Kamel- und Eselsmilch und vieles mehr im Angebot.

    Blick in eine der sechs Jurten mit handbemalten mongolischen Möbeln

    Übernachten wie die mongolischen Nomaden
    Zu den besonderen Attraktionen bei der Spycher Handwerk AG gehören die sechs Jurten, die auf dem 10 Hektaren grossen Gelände stehen. Sie bieten von April bis Oktober die einmalige Gelegenheit, die Romantik einer Nacht in freier Natur mit Komfort zu geniessen. Die ursprünglichen Nomadenzelte sind mit original mongolischen, handbemalten Möbeln eingerichtet. Schlafsack braucht es keinen. Denn es gibt bequeme Betten, die allesamt mit Duvets und Kissen aus der hauseigenen Produktion versehen sind. Auch ein Grillplatz ist vorhanden.

    Toiletten und Duschen befinden sich direkt neben den Jurten. Auf Wunsch wird morgens ein Frühstück serviert. «Den Leuten gefällt’s. Unsere Jurten sind oft auf Monate ausgebucht», bekundet Grädel. Eine frühzeitige Anmeldung lohnt sich also. Auf www.spycher-handwerk.ch können Reservationen getätigt und die verschiedenen Jurten begutachtet werden. Ebenfalls gibt es Infos zu den verschiedenen anderen Angeboten wie Kamelreiten, Betriebsführungen, Kurse (Filzen, Weben, Spinnen) und einen Online-Shop auf dem man bequem von zuhause aus das reichhaltige Produktsortiment der Spycher Handwerk AG begutachten kann. Ein persönlicher Besuch lohnt sich aber in jedem Fall. Denn dieser Betrieb ist schweizweit einzigartig.

    ub


    Spycher-Handwerk AG
    Bäch 4, 4953 Huttwil
    Tel. 062 962 11 52
    info@kamele.ch
    www.spycher-handwerk.ch

    Öffnungszeiten Laden:
    Montag bis Freitag: 8 bis 12 und 13.30 bis 18 Uhr
    Samstag: 8 bis 16 Uhr

    Vorheriger Artikel«Goethes sämtliche Werke … leicht gekürzt»
    Nächster Artikel«Breakin› Mozart – Klassik meets Breakdance»